ABC-Etüden 40-44.2023 – Fiebertraum


 

Link zu Christianes Schreibeinladung

Ich dachte erst, dass derartige Texte nicht so ein Ding für die Etüden sind und habe den Beitrag deswegen bewusst zuerst in Kathas Dienstags-Gedichte gestellt. Aber Christiane hat dann gleich eine Verlinkung angeboten. Und hier ist sie als eigenständige Etüde mit Vorspann.

Dies sollte von Anfang an kein Bukowski-Verschnitt werden. Ursprünglich hatte ich nur die ersten zweieinhalb Zeilen im Kopf, also bis hingehaucht, und es sollte eine „ordentliche“ Etüde werden. Aber dann hat sich das praktisch wie von selbst auf einmal ganz anders entwickelt. Ihr kennst das vielleicht auch, man hat eine grobe Idee und irgendwann verselbständigt sich das Ding und es fließt etwas ganz anderes aus der Feder.

Ich denke mein Unterbewusstsein hat da mitgespielt, denn vor ein paar Tagen habe ich im Fernsehen diese regelmäßige Sendung über den Hamburger Kiez gesehen:

ungehemmte Vergnügungslust, Sauftouren und Strip-Events auf der einen Seite und dann Drogenabhängige auf der anderen Seite, die aus irgendwelchen Gründen abgerutscht sind, immer wieder versuchen, von der Sucht loszukommen, erneut scheitern, obwohl sie wissen, dass sie mit dem Tode spielen dann doch wieder weitermachen, von der Allgemeinheit als Pack und asozial abgestraft werden und uns doch irgendwie den Spiegel vorhalten.

Und um das Bild zu übersetzen, dass wir in Parallelgesellschaften leben und nur Wenige sich wirklich für den anderen interessieren, da finde ich persönlich starke Worte durchaus angemessen.

Bild von Henrikas Mackevicius auf Pixabay

Fiebertraum

Ich will euer Lehrer sein

für die groben Worte

hingehaucht im Suff

nach dem siebten Erguss

hinausgeschrien in Ekstase

wenn die Sonne blendet

und der falsche Kater

mir ins Hirn scheißt

ausgekotzt im Ekel

wenn ich noch tiefer

aus dem Leben falle

weil das Blut sich verdickt

wenn der heiße Löffel

auf der Matratze verdampft

und die luftigen Kristalle

mein Gehirn zerschneiden

dann komme ich euch zu nahe

in der Spiegelwelt des Heute

und trete euch mit Worten

in den geheiligten Arsch.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

  Link zu Christianes Schreibeinladung Ich dachte erst, dass derartige Texte nicht so ein Ding für die Etüden sind und habe den Beitrag deswegen bewusst zuerst in Kathas Dienstags-Gedichte gestellt. Aber Christiane hat dann gleich eine Verlinkung angeboten. Und hier ist sie als eigenständige Etüde mit Vorspann. Dies sollte von Anfang an kein Bukowski-Verschnitt werden.…

13 Comments

  1. Nachdem wir uns schon unter deinem Eintrag für Katha ausgetauscht haben, belasse ich es hier dabei, mich für die Etüde zu bedanken 😉
    Mittagskaffeegrüße ⛅🌳🍃☕🍪

  2. Bzgl Suff habe ich Günter Lamprecht in „Rückfälle“ in Erinnerung, Regisseur Peter Beauvais.
    Ich traf Lamprecht sogar mal zufällig, sprach ihn aber deswegen nicht an.
    Lamprecht spielte den Rückfälligen mit großer Wucht und Sensibilität gleichermassen.

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