besinnlich


Staunen 3

Sind wir nicht alle Teil

einer größ’ren Macht

die mit uns eines ihrer

Wunder hat vollbracht?


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(Bildquelle: pixabay.com)

Ich liebe dich!

sagte er.

Pusteblume!

sagte sie.

Wenn der Sommer kommt,

dann bist du wieder weg!


wer unsere traeume stiehlt gibt uns den tod

Meine Träume hab ich,

dennoch:

ein Träumer bin ich nicht!


Zeit kaputt

Man müsste sein Leben so organisieren,

daß man schlechte Zeiten einfach über-

schlafen könnte.

Bloß, wer stellt den Wecker?


visionen_und_werte

Warte

Belausche die Nacht

frage den Mond

und bitte den Wind

dir eine Antwort zu geben

auf all deine Fragen

sie gehören zu dir

und tragen sie weiter

nur warten

musst du können

bis die Antwort

dich erreicht.


Weiss

die Welt hat sich

ein schlüpfriges

Hemd angezogen.


Malzeit

Ohne uns Träumer

wär‘ die Welt nur halb.


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(Grafik gefunden auf pixabay.com)

Erleben

Die Blüten sind gefallen

der Staub ist zerronnen

es lebe das Körnchen

verloren im Sand

Leben erweckt Leben

in Formen bizarr und schön

vergänglich wie die Sonne

zerblasen wie der Wind

groß wie die Sehnsucht

einer schimmernden Wolke

stark wie der Tropfen

der zur Erde fällt.


Vier Jahreszeiten

Schwimmen geh’n im Sommer

Autoschlauch als Badering

Kartoffelsalat im Glas

Drachenfliegen auf den Stoppeln

Hosenträger, Ringelhemd

Salmiakpastillen auf der Faust

Hockey spielen auf dem Eis

lange Strümpfe, Laibchen kratzt

Erbsensprache gibt den Ton

Im Frühjahr Dämme schmullen

oft versengt Haut und Haar

Brausepulver löscht den Brand

so viele Jahre her


red border collie dog keeps cake on her nose

Dauer-Therapie

Meine Gedanken tropfen

in die Pfütze Gehirn

konzentrische Kreise

einer Bewegung von Wellen

die scheinbar steht

ganz langsame Vermischung

mit der Frische der Tiefen

dem wartenden Meer

unter uns bereit

für eine kurze Zeit

unseren Durst zu stillen.


Lauschen

Lotse

Vergebens lauschen

in sich hinein

nach Antworten

die niemand kennt

auf Fragen

die dich bewegen

dich zerreißen

bei lebendigem Leib

Verzweiflung einer Seele

die nichts weiter will

als einen Strohhalm nur

im Fluss der Existenz.


Entrückung

Liebeslied

21.000 Fuß im Himmel

schweb ich silbern über dir,

versuch mit aller Macht

herabzuziehen mich zu dir.

Du gabst auch diese Mal

unendlich viel mir wieder.

Weine nicht um mich,

ich komme immer wieder.

21.000 Fuß im Himmel,

dort war ich auch mit dir.

Für das Heute geb‘ ich das Morgen,

verzeih es mir wer kann.

Der Drang in meinem Herzen

überschattet selbst die Nacht,

ich kann mich wehren wie ich will.

Weine niemals mehr um mich,

denn ich komme immer wieder.


Fischschwarm

Ausflug

Fass mich heute Nacht ganz fest an,

lass mich in deine Träume schlüpfen,

gieße deine Seele in mich hinein,

deine Wünsche, all dein Hoffen,

lass uns prustend schwimmen

im großen Meer Gemeinsamkeit,

eins werden miteinander

wie ein Schwarm von Fischen.


unausgeschlafen

manchmal

eine müde Nacht

überfällt mich

unausgeschlafen am Morgen,

deckt mich zu

mit Bildern,

die mich noch nie gesehen,

glänzt mich ein

mit Farben

aus einer stummen Welt,

zupft meine Augen zu,

die sich eine Zeitlang nur wehren,

lässt das Frühstück warten,

die Verabredungen,

fragt nicht nach Disziplin,

sieht nur noch den eignen Zweck,

nachzuholen, was zuvor versäumt.


zärtlich

wisch mir die Träume aus dem Auge

decke mich zu mit deiner Stimme

berühre mich mit deiner Nähe

streichle mich mit deiner Wärme

und vergessen ist, was uns getrennt.


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Glück ist wie wenn man eine Glühbirne ist,

die gerade eingeschaltet wird,

und vor Freude leuchtet.


Vermögen

ich vermag nein zu sagen


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Schwimm-Hirn

Denkkanäle

mal Hochwasser

mal Niedrigwasser

Gedankenschiffe

Gondolieri

Paddler

U-Boote

Zerstörer


Jumping

Verlockung

umfangen von ihrem sanften Lächeln

verführt von ihrer glühenden Unbefangenheit

gab er schließlich sich doch ihr hin

der Wind der Rose


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In der Ferne läuft die Erde

mit den Wolken zusammen,

wie weit mag das sein,

ob sie sich nicht doch berühren?

Wind humpelt heran,

der Himmel wird geputzt.


licht-explosion

Morgen

Gelb aus den Konturen hebt sich der Nebel,

die nackten Bäume stehen wie auf Zehenspitzen

und recken ihre Hälse wie kleine Jungen

denen die Welt einfach zu klein.

Eine Krähe einsam auf dem Feld,

die Berge ohne Kraft, nur wie Schatten,

die Wiesen schlafen noch nass vor sich hin.

Fast wie ruhende Ewigkeit.

Plötzlich zerschnitten,

wie eine runde Scheibe nur,

wie hochgezogen auf einmal da,

explodiert mit ihrem Licht.

Ein neuer Tag ist da.

14 Comments

    1. Hallo, liebe Anna-Lena!
      Danke, dass ich Dich „erreiche“! Das bedeutet mir sehr viel!

      Obwohl – ehrlich gesagt – ich erst etwas irritiert war über Dein Wortgebrauch: „Erguss.“ (med. für Samenerguss).
      Aber dann habe ich mich erinnert, dass ich vor ein paar Tagen eine Notiz in meinen Zettelkasten gelegt hatte: „Worte sind wie Wasser, und für den Transport benötigt man Leitungen oder Behältnisse.“

      Ja, ich denke, irgendwie stimmt das. Die Worte, die man in einer Unterhaltung oder einer Geschichte/Gedicht ausspricht, „ausgießt“ fließen überall hin und suchen sich ihren Weg in die Köpfe, vielleicht auch in die Herzen der Zuhörer/Leser.
      So ergieße ich ja meine Gedanken auch über euch. Nicht wie beim Waterboarding, sondern in der Hoffnung, dass der eine oder andere Tropfen vielleicht einen fruchtbaren Boden findet und das Wachstum für Liebe und Verständnis unter uns Menschen anregt.

      P.S.
      [Außerdem habe ich ja unter ver-rückt unter dem Titel „Gedicht“ auch schon mal an die medizinische Variante gedacht.]

      Liebe Grüße aus dem etwas angeschneiten Oberhessen
      Werner

      1. 😆 Da muss ich gleich lachen, lieber Werner, was mein Wort „Erguss“ (und ich als Frau habe dabei nicht an einen Samenerguss gedacht) für eine philosophische Abhandlung ausgelöst hat – klasse!

        Ich mache keine verbalen Eiertänze, sondern bin eine Frau der deutlichen Worte 🙂 . Da kann dir noch etwas blühen 😉 .

        Eisige Ostwindgrüße aus dem Berliner Randgebiet,
        Anna-Lena

  1. Ich lese zwischen deinen Worten und und wandere zwischen meinen Gedanken hin und her. Das gefällt mir.

    Grüße
    Barbara Hauser

    1. Es ist schön, wenn meine Zeilen Dich ansprechen und Du so hin und her pendeln kannst!
      Danke, liebe Barbara!

      P.S.
      aus den Rückmeldungen sehe ich, dass sich alles auf den Beitrag „besinnlich“ bezieht, dabei gibt es noch 11 andere, die man links oben in der Ecke aufklicken kann. Da ist bestimmt auch etwas für Dich dabei!

      1. Ob es anderen Lesern Deines Blogs genau so geht wie mir?
        Für mich war (ist) es … zeitaufwendig, die Möglichkeit zum Kommentieren zu finden. *lächel*
        Aber Dein Blog ist wirklich interessant !

  2. Lieber Herr Kastens,

    ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für Ihre profunde, kenntnisreiche Rezension zu „Herzweise. 100 Gedichte der Gegenwart“ bedanken, welche ich soeben lesen durfte. Ihre Ausführungen werden dem lyrischen Konzept hinter dem Sammelband mehr als gerecht. Für einen Autor sind derlei Worte eine besondere Auszeichnung. Sie stellen eine Genugtuung dar, jedoch nicht, ohne zugleich ein gesundes Maß Ansporn zu implizieren. Ich freue mich darauf, Ihre wache, kritische Stimme auch in Zukunft zu vernehmen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ángel María Perezáno

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