In der wievielten Urknall-Generation
leben wir eigentlich?
Der 1., 1.000sten, 10.000sten, 5-milliardsten?
wie oft
wiederholt sich das Spiel?
Und Gott
ist immer dabei?
Bei uns
und in den zahllosen anderen Welten?
Den vergangenen,
den heutigen,
denen von morgen?
Wellen des ewigen Seins.
Haltung bewahren
Bück‘ dich nicht
schon wieder
sagte die Bügelfalte
zur Hose.
Jogging
Gedanken ziehen ihre steten Kreise
pulsierend im großen Nebel der Zeit
taumeln auf ihrer weiten Reise
durch das Reich der Unendlichkeit
fällt mal einer wie ein Komet ins Nichts
weil er sich gewagt ein wenig zu weit
sehen die Suchenden nur den Schweif des Lichts
taucht unter dann – Vergessenheit
Der Hunger der Gegenwart
isst die Zukunft
Zeitmagen
die ersten Gedanken
sprangen wie Schatten
aus der Nacht.
Gerade ausgedacht,
verdaut schon
mit den Säften
des Vergessens,
Erinnerns,
der Phantasie
und der Wünsche,
wiedergekäut als Zeit:
es war, es ist, es wird.
Verdenke die Stunde
verbrenne die Zeit
vergebe die Wünsche
vergleiche das Glück.
Ganz einfach sehnen.
Berausche das Mal.
Denk-Bar
denkbar ist
alles,
man muss sich nur bemühen,
die Phantasie ein wenig ausbeulen lassen,
wagen,
auch mal in Gedankenpfützen zu treten,
auf dem Ideenschlitten mit einem heißen Schluck
die Hirnkälte zerschmelzen,
damit die Gedankenzweige bunter blüh’n.
Dabeisein
Ich bin Kaufmann, und ich bin eigentlich immer nur so gut, wie ich eine Situation analysiere und danach die Figuren stelle, in der Hoffnung, sie fügen sich in die von mir vorausgedachte, gespürte Rolle.
Das Hinterfragen gehört somit zu einer kaum noch bemerkten Routine, in Verbindung selbstverständlich mit einer (nennen Sie es ruhig eselhaften) Beharrlichkeit, die, aufgrund der angestrebten Zielerreichung, alle Hemmungen (mehr oder weniger elegant) überspielt und penetrant weiter an den Kleidern des Opfers zerrt, bis sie den Zustand darunter nicht mehr (ganz) verbergen können.
Die dann gewonnenen mosaiksteinhaften Einzelinformationen werden alsbald fein säuberlich ausgebreitet, hin und her geschoben, um eine sinnvolle Kombination zu suchen. Oftmals ergeben sich sehr schnell schon bekannte Grundmuster (weil man ja immer wieder nur mit Menschen zu tun hat, deren Unterschied eigentlich nur qualitativ gegeben ist: naiv oder verschlagen, raffiniert oder unschuldig-raffiniert; aber so viele Varianten gibt es nicht), sodass das Puzzle trotz fehlender Steine schneller entziffert, dechiffriert wird und man flotter schon die ersten Züge des ausgebotenen Simultan-Turniers dynamisch nun beginnen kann.
Und da es immer wieder die gleichen oder ähnliche Rückkopplungen und Regelkreise sind (entweder lassen sie sich gut spielen oder versuchen ihrerseits einem in den Rücken zu fallen), bleiben sie aber letztlich doch zu einem hohen Prozentsatz Gefangene der ihnen zwangsjackenhaft vorgegebenen Organisation oder mir schon bekannter Tricks und damit meine Gefangenen, sodass ich die Dame zu einem falschen Zug verführen kann oder der Turm (unbeabsichtigt, versteht sich) über einen Bauern stolpert.
Wenn man ein guter Spieler ist, wird man bekannt und kann auch besser die Zeit einhalten. Wenn man ein schlechter Spieler ist, na ja, dann darf man allenfalls mit den Damen im Büro oder zu Hause spielen.
Das ganze nennt sich dann entweder professionelle Karriere oder Das-haben-wir-ja-gleich-geahnt, Wenn-Sie-nur-auf-mich-gehört-hätten oder Das-war-ihre-letzte-Chance.
Sachlichkeit, Menschlichkeit, i wo. Verwechseln Sie nicht das Lachen bei oder nach einer Verhandlung mit dem Lachen, wenn ein hilfloser Mann stürzt: es ist nämlich dasselbe.
Ahoi
Wenn
man mal
in der Geschichte
so blättert
ein Meer von Blut
wenn
man mal
an die Gegenwart
so denkt
ein Meer von Blut
wenn
man mal
in die Zukunft
so prophezeit
ein Meer von Blut.
Immer die gleichen Skipper.
Warmal
Als kleiner Junge
die Lindenblütenstempel
auf den Handrücken geklebt
und wie an seidenen Fäden
die Pollen drum kreisen lassen
barfuß in den Wipfel gestarrt
Einheit mit dem Sehnen.
Der Fotoapparat ist gespannt
auf das nächste Bild.
Verwesung
Sichtbarmachen
daß wir auf dieser Welt gewesen
für irgendjemand
wenigstens Opa gewesen sein
Zeichen setzen
die uns scheinbar dauernd machen
Denkmäler
in Kirchen, Titeln, Gedichten
daß irgendjemand
uns später einmal erwähnt
möglichst viele Strohhalme
ins Wasser werfen
Annäherung an die Ewigkeit?
Nietzsche
Ich seh‘ die Zeit nicht mehr
die Zeiger sind verrückt
und wandern immer schneller
einer Zahl nach draußen zu
in keinem Kalender steht
wo mich halten
wer mir glauben
wen treff‘ ich wieder mal
hinterm Sternen Puls
der drängt und drängt
ins neue Leben?
Die Zeit beginnt
Vergangenheit
Gegenwart
und Zukunft
sind eins,
solange nichts passiert
und Fragen
in die Welt geboren werden.
Fernweh
Einmal nur fliegen zum Mond
vorbei an all den Sternen
durch die Urwolke fürs Leben
die Moleküle wandern sehn
vorm Urknall in die Knie geh’n
die Ströme der Zeit verweben
und in diesen fliehenden Fernen
erkennen, dass sich alles lohnt.
Wiegenlied
Aus dem Dunkel der Vergangenheit
schiebt sich ein Heer von Abermillionen
durch die Maschen von Raum und Zeit
und hofft, das Leben wird’s ihnen lohnen.
In schwankenden Reihen der Trunkenheit
verweben sie sich zu rastlosen Legionen,
stranden doch auf der Bahn Vergessenheit,
verlieren sich als Schwarm flüchtiger Ionen.
Wer zeigt ihnen den Weg aus der Verlegenheit,
wer kann der Zukunft Lied vertonen,
ihre Hoffnung stärken mit der Sicherheit,
dass dies nur Zwischenspiel temporärer Zonen.
Fraglich
Wir schlafen die Nacht
und träumen den Tag
ziehen uns durch die Zeit
Akkorde von Atomen
die sich vereint zu finden
wofür es keine Antwort gibt.
Verzehrung
Kerze
beleuchtet ihren eigenen Tod.
was du heute,
jetzt zu diesem
Zeitpunkt,
weißt,
ist schon
Vergangenheit.
Die Spanne
vom Jetzt
zum Gewesen
ist der Augenblick.
Identität
als kleiner Punkt
in einem endlosen Kreis
schälst du dich
in deine richtige Farbe.
Und was hast du
dadurch erreicht?
Die Träume,
manchmal verfliegen sie
im Nichts
zertreten
von Realität
ersetzt
durch neue Träume.
Der Mensch gibt nicht auf.
Sich immer wieder
neue Hoffnung suchen.
Strohhalme.
Im gebrochenen Spiegel.
Kreditwürdig?
Bank
Datenbank
Blutbank
Samenbank
Organbank
Auch die Zukunft
gehört den Bankern.
Eines Tages
werden wir abgezinst.
Geschichte(t)
Ereignisse gestapelt,
aufbewahrt.
Ene mene muh ……
Es gibt rund 200
Staaten oder Exilregierungen
auf der Welt.
D.h. es gibt
19.900
bilaterale Beziehungen.
Und dass da keiner
überhaupt mehr durchblickt,
das nennt man dann
Politik und teilt’s
in ein paar grobe Blöcke.
Lacht nur! oder (Tschernobyl)
Der Schwule hat nichts zu tun,
freut sich auf den afternoon,
da strahlt ein Russ‘ ihn an,
ob er nicht mal pimpern kann.
Des and’ren Blick wird scheeler,
greift noch rasch zum Geigerzähler,
murmelt vor sich hin, geknickt:
ob der wohl sauber tickt?
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