
Labyrinth
„Du, Opa Fritz!“
„Ja, mein Junge, was ist denn?“
„Du bist doch auch so’n oller Geschichtenerzähler, oder? Zumindest kann ich mich gut erinnern, dass Oma und du mir immer Märchen erzählt habt.“
„Ja, das stimmt wohl. Als du noch klein warst, ist uns der Erzählstoff nie ausgegangen. Ja, so war das damals, auch als wir selbst noch klein waren. Immer haben wir viele Geschichten gehört, die unsere Eltern von ihren Eltern überliefert bekommen haben.“
„Ich kann mich noch gut an die Geschichten von Aschenputtel und Rotkäppchen und den Gestiefelten Kater erinnern.“
„Tja, man sagt ja: Deutsches Märchengut. Aber wenn ich das so höre, dann vibrieren bei mir schon die Haarspitzen!“
„Wieso das denn, Opa? Stimmt da was nicht mit?“
„Weißt du, fast alle glauben, dass das deutsche Märchen seien, nur weil die Brüder Grimm sie gesammelt und aufgeschrieben haben. Stimmt aber nicht. Heute weiß man, dass Aschenputtel zum Beispiel auf chinesische Wurzeln zurückgreift und weit über tausend Jahre alt ist. Aufgeschrieben haben es wohl zuerst ein Italiener und dann der Franzose Perrolt im Jahre 1697, wenn ich mich recht erinnere.“
„Wenn du dich da recht erinnerst? So alt bist du doch gar nicht, das sind ja über 300 Jahre her!“
„Da magst du wohl recht haben, dann wäre ich wohl schon sanft entschlafen! Mein Gedächtnis ist halt das Internet. Da steht so was drin. Und wo sich jetzt alle Welt um Sprachbereinigung bemüht, sollte man das ja wohl jetzt auch sagen dürfen!“
„Mensch, Opa, so erregt habe ich dich ja noch nie erlebt! Was für eine Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“
„Ach, Junge, wenn sich jetzt jeder Oberlehrer, jede Uni und jede Stadt- und Dorfverwaltung für kompetent erklärt, die Sprache nach ihren ureigenen Vorstellungen korrigieren zu müssen, dann läuft im Land der Dichter und Denker was schief!“
(300 Worte)



Werner, kompetent erklärt sich tatsächlich fast jeder!
Ob er irgendwo in der Pampa wohnt oder nicht. Der weiß mehr als jeder Politiker und Journalist.
Wunnebar.
Wie beim Fußball: alle wissen es sowieso besser wie der Trainer. 🏐🏐
Wie die Raben auf den Feldern…
Wieder was dazu gelernt. 😊
Na ja, das Aschenputtel-Motiv (Wikipedia spricht von Archetypus) ist wirklich sehr alt, und wenn man Märchen mag und/oder sich mal damit beschäftigt hat, dann kann man das wissen, und auch, dass es das an anderen Enden der Welt schon gegeben hat, überrascht mich jetzt nicht. Wikipedia ist da sehr aufschlussreich. 😉
Bloß worüber Opa Fritz sich am Ende aufregt, ist mir nicht klar. Ist ihm vielleicht eine Gender-Laus über die Leber gelaufen? 😉
Herzliche Nachmittagskaffeegrüße 😀☁️🌼☕🍪
Nein, Genderlaus nur teilweise, eher die Tendenz alles was der Geschichte zuzuschreiben ist, auszuradieren.
Da hat der Opa recht.
Obwohl….., ich könnte mir ja wünschen, dass das Wort Opa ab sofort mit zwei P geschrieben (und gesprochen! wird. Hier im Ruhrgebiet heisst es ja Oppa!
Aber die aktuellen Sprachverbiegungsversuche sind schon lästig…
Viele Grüße!
Oppa Lo – der auch gern seinen Enkeln Märchen erzählt.
Dann mal schönen Gruß von Opa zu Oppa,!
👴🏻
Das mit den Grimmschen Märchen ist ein intetessanter Effekt. Man weiß, dass sie nur gesammelt haben, schreibt es ihnen aber zu. In Kassel gibt es ein Brüder Grimm-Museum. Das ist fantastisch.
Hier in der Gegend auch, Hanau bezeichnet sich glaube ich als Gebrüder Grimm Stadt.
Geschichte um Geschichten (Märchen) und das alles geht heute noch weiter … Moderne Märchen mit feministischem Hintergrund, mit Gender-Moral etc. *rolleyes*
Eine Frage von mir: feilst du so lange an der story, bis exakt 300 Worte da stehen? Kommt mir so vor 😉
Ich schreibe die Geschichten erstmal runter und dann kürze ich sie ein auf 300. Das geht meist recht flott