IM-II.2022 – Top Gun


Bild von Robert Waghorn auf Pixabay

Top-Gun

 

„Genosse Pilot, wir werden hier in aller Herrgottsfrühe in höchste Alarmbereitschaft versetzt und sind bereits auf 10.000 Fuß gestiegen. Was hat das zu bedeuten. Wohin fliegen wir eigentlich?“

„Lieber Co-Pilot Iwanowitsch, das weiß ich auch noch nicht. Wir sollen auf 30.000 steigen und dann bekommen wir genaue Zielvorgaben. Zusatztanks sind aufgefüllt, komplette Bewaffnung. Das verspricht was Heißes, wenn Du mich fragst.

Aber da, geheimer Code ist gerade eingegangen: Irkutsk-Lewandinski-Syrniki. Schau sofort nach in dem Code-Buch!“

„Genosse Pilot, das ist Koordinate für Charkiw in Ukraine. Was sollen wir da? Was sagt Zusatzcode?“

„Zusatzcode sagt  Разрушение, heisst Zerstörung.“

„Genosse Pilot, wenn Zerstörung angeordnet wird, dann heißt das Angriff auf alles, was sich bewegt!“

„Ja, Iwanowitsch, wir gehen dann auf Tiefflug, damit wir ihre Kulleraugen sehen können, wenn unsere Babies ihren Flughafen platt machen und wir ihnen die Tischtücher aus den Wohnungen blasen, wenn Du mit der Bordkanone auf Dauerfeuer gehst! Und wenn sie wegrennen, schießen wir auf ihre Beine, dann können sie im 2/4 Takt Milonga tanzen! Mein Gott, da sehe ich noch einen hoch aufragenden Tank. Den werden wir als erstes mal aufschlitzen, dann können sie sich schon mal Gedanken zu einer Wasserrationierung machen. Das wird lustig heute!“

„Aber Genosse Pilot, wieso ist Ukraine auf einmal Feind? Und warum müssen wir auf Menschen schießen, die uns nichts getan haben?“

„Interessiert mich nicht, Iwanowitsch. Befehl ist Befehl. Die da oben werden schon wissen warum. Müssen wir nicht drüber auch noch nachdenken. Oder willst Du vor Kriegsgericht kommen, weil wir die Befehle nicht ausgeführt haben?!“

„Wie wenig wir einander kennen, Genosse Pilot, ich dachte immer wir beide kämpfen Seite an Seite für Verteidigung, nicht für Angriff! Und jetzt, was war das? Einschlag rechts, wir trudeln, mein Gott wir trudeln …“

 

(287 Worte)

 

 

 

Bild von Frank Becker auf Pixabay

16 Comments

  1. Ich kann wirklich nicht sagen, dass mir das gefällt. Dafür ist das Thema zu ernst und die Propaganda zu infam. Solche Befehle bekommen russische Piloten nicht, und man nennt sie auch nicht „Genosse Pilot“. Mir gefällt nur, was der Kopilot sagt: warum sind die Ukrainer plötzlich die Feinde? – Sind sie es denn? Sind viele Ukrainer nicht Russen? Und sind die russischen Ukrainer nicht die ersten Opfer? Charkiw – wo liegt das und wer lebt da?

    1. Liebe Gerda. Charkiv ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine und wird seit Kriegsbeginn berannt, bisher erfolglos, mit dem gewohntberichteten Sterben.
      Ich kann nicht sagen, daß mir dieser Beitrag nicht gefiele, im Gegenteil: es ist ein Versuch, die Allmacht der russischen Proaganda aufzuzeigen, die sich seit Sowjetzeiten nicht änderte bzw frische Urständ feiert.
      Zudem -ich lese in letzter Zeit bloß mäßig viele Etüden usw.- ist es der erste Beitrag, der sich nach meiner Meinung kritisch mit dem Treiben ebenda auseinandersetzt und es nicht bei einem ‚Ach, die armen Ukrainer, wie müssen die leiden…‘ beläßt und deren Verfasser selbst vllt noch nichtmal ein Wattestäbchen gespendet haben – wobei ich natürlich auch nicht weiß, ob Werner dieses Opfer bereits hinter sich gebracht hat 😉 …

      1. Lieber Olpo, danke für Deine differenzierte Betrachtung meiner Etüde. Ich habe Christiane und Gerda auch bereits dazu geantwortet.

        Aber es ist ja nicht nur die russische Progaganda, die haben ja nur von unseren daaligen NS-Oberen und auch von Trump gelernt.

        1. Leider auch das und bestens perfektioniert, vor allem die dreisten Lügen ! Ich wundere mich häufig, wie wenig Menschen unserer Breiten sich Sorgen um die Haut der Ukrainer machen, aber sich bereits jetzt vor dem kommenden Winter fürchten, obwohl sie auch einen funktionierenden Stromanschluß im Haus haben.
          Um wieviel mehr es in diesem Krieg um ihre Haut geht als um das warme Stübchen, scheinen die Wenigsten tatsächlich verinnerlicht zu haben…

  2. Ich habe ein massives Problem mit dieser Nicht-Etüde, lieber Werner: Ich verstehe den Sinn nicht. Ich gehe davon aus, dass dein Text ironisch sein soll, weil ich nicht glaube, dass du Krieg gutheißt, aber nichts davon kommt bei mir an. Ich war allerdings auch noch nie ein Top-Gun-Fan (und ich habe nicht vor, den Film zu sehen), vielleicht klickt irgendwas bei mir einfach nicht.
    Schade um die vertane Chance, jedenfalls, was mich betrifft.
    Abendgrüße! 🌤️🌳🍷🥗🌼👍

    1. Ich sehe da keine Ironie, liebe Christiane. Und liebe Gerda, ich will auch keine Verherrlichung beschreiben, wie es (in der Überschrift genannten US-Serie) betrieben wird und auch bereits in den Tageszeitungen (gerade heute bei uns) schon wieder überhand nimmt mit Titeln wie NEUE FEUERKRAFT FÜR UKRAINE etc. Und die Anrede „Genosse“ nimmt nur Bezug auf den englischen Titel, um eine Gleichheit herzustellen, nicht um die russischen Kampfflieger von vornherein als die Bösen darzustellen. Ich habe Krieg ziemlich hautnah im Iran erfahren und habe einen Freund, der Söldner bei der Truppe vom sog. „Kongo-Müller“ war (vergleichbar zu den Wagner-Einheiten) und wegen der Verrohung der Kameraden fahnenflüchtig geworden ist.
      Die militärische Ausbildung, die ideologische Verblendung und wohl auch in vielen Fällen, die Lust am Morden sind ja die Auswüchse von Aufgaben und Befehlen, die sich wiederum andere ausgedacht haben, und gegen die auch der „besonnene Co-Pilot“ oder meinetwegen auch „Mitläufer“ keine Chance hat.
      Und so wiederholen sich die Szenarien und die Geschichte. Das waren meine Gedanken bei Verfassen dieser „beiläufigen“ Etüde.

      1. Okay, dann verstehe ich, wie du es siehst, und dann verstehe ich auch mein Problem damit. Ich bin erleichtert.
        Danke für die Richtigstellung, lieber Werner. 😏👍

  3. Das ist wahrlich keine leichte Sommeretüde, im Gegenteil: So könnte es sein, überzeichnet oder nicht, karikiert oder nicht. Die Einen sind geblendet von der Infiltration der Machthaber, die Anderen … trudeln mit. Orwelleske Züge… Danke dafür!

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