
Vogelperspektive
Nestbau?
Ich bin doch kein Fink:
ene mene muh,
ich geb’s ja zu.
Einfach nicht mein Ding.
Und wenn schon!
Lass die Raben frostig blicken!
Wartet nur ein Weilchen:
bis meine Kleinen
in euren Nestern tanzen
und mit ´nem Flügelschlag:
hoppe hoppe Reiter,
wenn ihr fallt,
dann schreit ihr!
An euren fetten Maden
werden sie sich laben.
Und in eurem Menschenleben?
Soll`s da etwa Andres geben?
Ihr habt mich doch kopiert!
Ganz ungeniert.
Sagt mir doch:
wie viel’ Jahre lebt ihr noch?
(82 Worte)

Titelbild von Gerd Altmann auf Pixabay

War gestern in dem Restaurant meines Großcousins. Dort, am Stammtisch, jede Menge Fotos aus alten Zeiten. Nur der Chef selbst kennt die Gesichter drauf, keiner sonst. Eine Baale, unsere Urgroßmutter, ist zu sehen, die kenne ich von einem anderen Foto. Andere sind schon seit 100 Jahren tot.
Die Zeit, wie lange wir noch im Gedächtnis von anderen „leben“ scheint mir, wird immer kürzer. Aber darum ging es mir in meiner Etüde eigentlich gar nicht. Mit der letzten Zeile habe ich einfach nur mal die Rollen vertauscht. Wer kennt nicht die Überlieferung: so oft du einen Kuckuck hintereinander rufen hörst, so viele Jahre bleiben dir noch. Und das fragt er jetzt mal uns.
Und trotz allem mag ich den Brauch mit dem Zählen der Jahre. Ich komme ja gerade nicht so recht irgendwohin: Du hast schon welche gehört, Werner?
Danke für die Etüde!
Nachtgrüße 🌌🎶🍵🍪
Heute waren die ersten Kuckucksrufe bei uns zu hören. Die haben gar nicht aufgehört. Ich habe dann aufgehört, mitzuzählen. Nach vorläufigem Ergebnis werde ich mindestens 136 Jahre alt!
Später, als wir in Waldnähe gearbeitet haben, haben wir gesehen, dass es ein Paar war, die von einem Waldteil in einen anderen und wieder zurück flogen.
Das erste Mal, dass ich einen Kuckuck wirklich gesehen habe.
Wunderbar, danke für die Sichtungsmeldung. Dann wünsche ich dir/euch ein langes, heiteres Leben, lieber Werner! 👍
Gut geschrieben 🙂
Irgendwie klingen da so ein bisschen mein Deutschlehrer und die Musiklehrerin durch 😉
Ja, die Anspielungen mit dem Kinderlied „Hoppe Hoppe Reiter“ und dem Spruch „Warte nur ein Weilchen, dann kommt Hamann auch zu dir“ sind ja bewusst gewählt, um unser kindlich naives Verhalten darzustellen, durch das es zu der Situation kommt, dass Politik und Wirtschaft und „Freunde“ uns ständig Kuckuckseier ins Nest legen.
Und leider müssen die Lehrer an den Schulen ja auch in gewisser Weise diesem Zwang folgen. Ich glaube, wir hatten wohl noch eine ungezwungener Schulzeit.
Naja, sooo pessimistisch sehe ich das nicht. Ich habe auch recht gute Erinnerung an manche Schulfächer 🙂