ABC-Etüden 40-44.23 – Ich will kein Lehrer sein


Ich will kein Lehrer sein

schnitze nur grobe Worte

hauche Farbe in die Leere.

Bild von 愚木混株 Cdd20 auf Pixabay

12 Comments

  1. Das Prosagedicht gefällt mir sehr gut. Wer könnte anmgesichts dessen, was in den letzten (Corona-)Jahren alles zusätzlich von den Lehrkräften verlangt wurde, nicht deren Frustration verstehen? Also ich möchte in der heutigen Zeit kein Lehrer mehr sein, (Tatsächlich hatte ich 1988/9 mal kurfristig überlegt, auf Lehramt zu studieren.) denn ich habe das Gefühl, dass man dann alles reparieren soll, was im Mikrokosmos der Familie nicht mehr zu funktionieren scheint.

    1. Danke, dass es Dir gefällt.
      Hinsichtlich der Schullehrer bin ich nicht ganz Deiner Meinung. Alle anderen mussten auch 8 Stunden arbeiten und evtl. Überstunden machen und mal andere Wege gehen, als die eingeschleiften.
      Und bei der Berufswahl weiss man doch, dass unsere Gesellschaft erwartet, dass BEIDE Eltern in einer Familie arbeiten müssen/sollen und deswegen die Erziehung der Kinder nicht dem alten Ideal „Vater geht arbeiten, Mutter macht Haus und Erziehung“ entsprechen kann.
      Und solange Lehrpläne überbordend nur Lehrstoff-Vermittlung vorsehen, weiss man als Anwärter doch, was einen erwartet.

      1. Ich hatte durch eine Freundin, die Grundschullehrerin war, tieferen Einblick in den beruflichen Alltag eines Lehrers. Und glaube mir, es war auch schon vor Corona so, dass die Arbeitsbedingungen von staatl. angestellten Lehrern unterdurchschnittlich waren. Und meine Freundin war damals sogar an einer integrativen Schule beschäftigt, die durch die staatlichen Fördergelder noch besser dran war als viele andere Schulen.
        Wie oft habe ich es z.B. erlebt, dass meine Freundin Kopierpapier aus eigener Tasche bezahlt hat, weil es keins an der Schule gab, oder Zeugs zum Basteln und andere Lehrmaterialien selbst bezahlte, weil die Schule kein Geld zur für die Schulanfänger bereitstellen konnte.
        Der normale Arbeitstag bei meiner Freundin ging übrigens auch deswegen von ca. 7:00 bis mindestens 18:00 Uhr – oft deutlich länger, bzw. arbeitete sie dann abends von zu Hause aus, in dem sie Klassenarbeiten korrigierte oder die Stunden für den morgigen Tag vorbereitete.
        Bevor ich meine Lehrer-Freundin kennenlernte, hätte ich nie erwartet, dass Lehrer von der Verwaltungsarbeit dermaßen aufgefressen werden. Ich habe das zuerst nicht glauben wollen, aber allein die Zeugnisse, die sie als Klassenlehrerin hauptverantwortlich für ihre Schüler erstellen musste, hatten pro Unterrichtsfach eine komplette DIN A4-Seite, die es auszufüllen galt. Das waren regelrechte Bücher, in die meine Freundin die handschriftlichen Eintragungen der jeweiligen Fachlehrer in den Computer eingeben musste. Pro Schüler brauchte sie deswegen ca. zweieinhalb bis drei Stunden bis ein Zeugnis inklusive schriftlichem Kurzbericht pro Unterrichtsfach fertig geschrieben und übertragen war. Das ist aber wohl auch bei Grundschülern besonders aufwendig, dafür sind die Korrekturen bei Oberstufenschülern deutlich umfachgreicher …
        Das Schlimmste waren aber eigentlich die Eltern ihrer Schüler, mit denen sich meine Freundin herumschlagen musste, weil die z.B. der Meinung waren, dass ihre lernschwache Tochter hochbegabt wäre und ungerecht benotet worden wäre …
        Und abschließend glaube ich kaum, dass die Lehrer für das geforderte Homeschooling rein technisch an einer durchschnittlichen staatlichen Schule angemessen ausgestattet waren.
        Nee, ich hätte nicht mit den Lehrern tauschen wollen, weder vor, noch während Corona.

          1. Sehr gern geschehen und bitte entschuldige, dass ich dazu neige, bei diesem Thema emotional zu werden, denn ich selbst hielt den Lehrerjob lange für einen Traumjob. Dem ist in der Realität schon lange nicht mehr so. Übrigens hatte meine Freundin damals, mittlerweile ist sie nicht mehr berufstätig, eine Vollzeitanstellung als Grund-und Mittelstufenlehrerin mit einem 46-Wochestunden-Vertrag und sie verdienste damit netto weniger als ich als Angestellte in der freien Wirtschaft.
            Viele Menschen – auch ich – dachten ja damals, dass Lehrer so viele Ferienwochen pro Jahr haben, was sicher einen gewissen Anreiz am Beruf des Lehrers ausmachte aber Pustekuchen, denn in den sechswöchigen Sommerferien musste meine Freundin z.B. Fortbildungen und Zusatzqualifikationskurse besuchen, die mit einer vorgeschriebenen Präsenzstundenanzahl abzuleisten waren. Ich glaube, das wissen die wenigsten vom Lehrerberuf, oder?

  2. Ich will kein Lehrer sein. Was soll ich sagen? Jeder Mensch auf diesem Planeten ist ein Lehrer, ob er das nun will oder nicht. Nur sind die meisten sich dessen gar nicht bewusst.

      1. Jeder Mensch lehrt andere Menschen durch sein Verhalten. Das ist unter Menschen so. Vor allem Kinder lernen durch das Verhalten der Erwachsenen. Somit sind wir alle Lehrer, wie Schüler. Unser ganzes Leben lang. Egal, ob wir das so sehen wollen oder nicht.

  3. Hier gefällt mir der Einsatz von „hauchen“ richtig gut. Ob man nicht automatisch Lehrer ist, wenn/weil man mit gutem Beispiel vorangeht, sei dahingestellt.
    Ich jedenfalls möchte innerhalb eines Systems auch nicht lehren.
    Danke dir für die Miniaturetüde!
    Nachmittagskaffeegrüße ☁️🌳🍃☕🍪

    1. In der Etüde wollte ich eigentlich keinen Bezug zu einem Schullehrer sehen, sondern eher allgemein als Lehrer oder Richtungsweiser.

      Freut mich, wenn Dir die Verwendung von hauchen gefällt!

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