ABC-Etüden Mai 2025 – El patrón

El patrón

Hombre, es wird langsam eng. Seit 16 Monaten hetzen sie mich schon, die meisten meiner Vertrauten haben sie bereits gefasst und abgeurteilt, viele von ihnen ermordet. Seit die verdammten Gringo-Präsidenten den Krieg gegen uns als Wahlkampfthema entdeckt haben und die Moncadas sich mit den Galeanos zusammengetan und die Todesschwadron Los Pepes ins Leben gerufen haben, geht mir der Arsch ganz schön auf Grundeis. Cool sein ist nicht mehr. Die Möglichkeit, wo auch die Regierung zu Kompromissen bereit war, ist nach meiner Flucht aus der „Cathedral“ im Sande versickert. Dieser hijo de puta von Hugo Martinez verfolgt mich seit drei Jahren und wenn ich jetzt nur den kleinsten Fehler mache, dann schnappt er mich. Dann werden sie mir wie es damals die Tehuelche-Indianer in Patagonien mit den walisischen Siedlern gemacht haben, bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Und diese malditos von peones in den Wäldern, die mich einst verehrt haben, weil ich sie mit einem zehnprozentigen Gewinnanteil am Verkaufspreis beteiligt habe, werden ihre Unschuld beteuern, sie hätten das alles nur unter Zwang mitgemacht. Lachhaft. Sie haben genau wie ich gierig davon profitiert! Und was habe ich alles ermöglicht, um das Kartell von Medellín aufzubauen: Flugzeuge zum Transport gekauft, selbst mit Mini-U-Booten haben wir das Zeug nach Puerto Rico geschafft. Und Amerika war so gut wie in meiner Hand. Verdammt. Und jetzt diese Hatz auf mich. Da höre ich etwas knacken! Und was sind das für Schatten da hinter den Bäumen? Verdammt, verdammt! Ich muss abhauen: sie sind dabei, meine Villa zu umzingeln. Ab nach oben in den ersten Stock und von da über das Dach zum Nachbarhaus. Das ist meine letzte Chance. Was war das für ein Knall? Und verdammt, wieso tropft Blut aus meinem Hemd. Hier, dort! Wieso zittern mir die Knie! Virgen Maria! Bendita sea tu pureza ….

(299 Worte)

Titelild von Лечение Наркомании auf Pixabay