Sind wir nicht alle Teil
einer größ’ren Macht
die mit uns eines ihrer
Wunder hat vollbracht?
(Bildquelle: pixabay.com)
Ich liebe dich!
sagte er.
Pusteblume!
sagte sie.
Wenn der Sommer kommt,
dann bist du wieder weg!
Meine Träume hab ich,
dennoch:
ein Träumer bin ich nicht!
Man müsste sein Leben so organisieren,
daß man schlechte Zeiten einfach über-
schlafen könnte.
Bloß, wer stellt den Wecker?
Warte
Belausche die Nacht
frage den Mond
und bitte den Wind
dir eine Antwort zu geben
auf all deine Fragen
sie gehören zu dir
und tragen sie weiter
nur warten
musst du können
bis die Antwort
dich erreicht.
Weiss
die Welt hat sich
ein schlüpfriges
Hemd angezogen.
Malzeit
Ohne uns Träumer
wär‘ die Welt nur halb.
(Grafik gefunden auf pixabay.com)
Erleben
Die Blüten sind gefallen
der Staub ist zerronnen
es lebe das Körnchen
verloren im Sand
Leben erweckt Leben
in Formen bizarr und schön
vergänglich wie die Sonne
zerblasen wie der Wind
groß wie die Sehnsucht
einer schimmernden Wolke
stark wie der Tropfen
der zur Erde fällt.
Vier Jahreszeiten
Schwimmen geh’n im Sommer
Autoschlauch als Badering
Kartoffelsalat im Glas
Drachenfliegen auf den Stoppeln
Hosenträger, Ringelhemd
Salmiakpastillen auf der Faust
Hockey spielen auf dem Eis
lange Strümpfe, Laibchen kratzt
Erbsensprache gibt den Ton
Im Frühjahr Dämme schmullen
oft versengt Haut und Haar
Brausepulver löscht den Brand
so viele Jahre her
Dauer-Therapie
Meine Gedanken tropfen
in die Pfütze Gehirn
konzentrische Kreise
einer Bewegung von Wellen
die scheinbar steht
ganz langsame Vermischung
mit der Frische der Tiefen
dem wartenden Meer
unter uns bereit
für eine kurze Zeit
unseren Durst zu stillen.
Lotse
Vergebens lauschen
in sich hinein
nach Antworten
die niemand kennt
auf Fragen
die dich bewegen
dich zerreißen
bei lebendigem Leib
Verzweiflung einer Seele
die nichts weiter will
als einen Strohhalm nur
im Fluss der Existenz.
Liebeslied
21.000 Fuß im Himmel
schweb ich silbern über dir,
versuch mit aller Macht
herabzuziehen mich zu dir.
Du gabst auch diese Mal
unendlich viel mir wieder.
Weine nicht um mich,
ich komme immer wieder.
21.000 Fuß im Himmel,
dort war ich auch mit dir.
Für das Heute geb‘ ich das Morgen,
verzeih es mir wer kann.
Der Drang in meinem Herzen
überschattet selbst die Nacht,
ich kann mich wehren wie ich will.
Weine niemals mehr um mich,
denn ich komme immer wieder.
Ausflug
Fass mich heute Nacht ganz fest an,
lass mich in deine Träume schlüpfen,
gieße deine Seele in mich hinein,
deine Wünsche, all dein Hoffen,
lass uns prustend schwimmen
im großen Meer Gemeinsamkeit,
eins werden miteinander
wie ein Schwarm von Fischen.
manchmal
eine müde Nacht
überfällt mich
unausgeschlafen am Morgen,
deckt mich zu
mit Bildern,
die mich noch nie gesehen,
glänzt mich ein
mit Farben
aus einer stummen Welt,
zupft meine Augen zu,
die sich eine Zeitlang nur wehren,
lässt das Frühstück warten,
die Verabredungen,
fragt nicht nach Disziplin,
sieht nur noch den eignen Zweck,
nachzuholen, was zuvor versäumt.
wisch mir die Träume aus dem Auge
decke mich zu mit deiner Stimme
berühre mich mit deiner Nähe
streichle mich mit deiner Wärme
und vergessen ist, was uns getrennt.
Glück ist wie wenn man eine Glühbirne ist,
die gerade eingeschaltet wird,
und vor Freude leuchtet.
Vermögen
ich vermag nein zu sagen
Schwimm-Hirn
Denkkanäle
mal Hochwasser
mal Niedrigwasser
Gedankenschiffe
Gondolieri
Paddler
U-Boote
Zerstörer
Verlockung
umfangen von ihrem sanften Lächeln
verführt von ihrer glühenden Unbefangenheit
gab er schließlich sich doch ihr hin
der Wind der Rose
In der Ferne läuft die Erde
mit den Wolken zusammen,
wie weit mag das sein,
ob sie sich nicht doch berühren?
Wind humpelt heran,
der Himmel wird geputzt.
Morgen
Gelb aus den Konturen hebt sich der Nebel,
die nackten Bäume stehen wie auf Zehenspitzen
und recken ihre Hälse wie kleine Jungen
denen die Welt einfach zu klein.
Eine Krähe einsam auf dem Feld,
die Berge ohne Kraft, nur wie Schatten,
die Wiesen schlafen noch nass vor sich hin.
Fast wie ruhende Ewigkeit.
Plötzlich zerschnitten,
wie eine runde Scheibe nur,
wie hochgezogen auf einmal da,
explodiert mit ihrem Licht.
Ein neuer Tag ist da.
Ich bin angetan von deinen gedanklichen Ergüssen. Bitte weiter so!
Herzlich,
Anna-Lena
Hallo, liebe Anna-Lena!
Danke, dass ich Dich „erreiche“! Das bedeutet mir sehr viel!
Obwohl – ehrlich gesagt – ich erst etwas irritiert war über Dein Wortgebrauch: „Erguss.“ (med. für Samenerguss).
Aber dann habe ich mich erinnert, dass ich vor ein paar Tagen eine Notiz in meinen Zettelkasten gelegt hatte: „Worte sind wie Wasser, und für den Transport benötigt man Leitungen oder Behältnisse.“
Ja, ich denke, irgendwie stimmt das. Die Worte, die man in einer Unterhaltung oder einer Geschichte/Gedicht ausspricht, „ausgießt“ fließen überall hin und suchen sich ihren Weg in die Köpfe, vielleicht auch in die Herzen der Zuhörer/Leser.
So ergieße ich ja meine Gedanken auch über euch. Nicht wie beim Waterboarding, sondern in der Hoffnung, dass der eine oder andere Tropfen vielleicht einen fruchtbaren Boden findet und das Wachstum für Liebe und Verständnis unter uns Menschen anregt.
P.S.
[Außerdem habe ich ja unter ver-rückt unter dem Titel „Gedicht“ auch schon mal an die medizinische Variante gedacht.]
Liebe Grüße aus dem etwas angeschneiten Oberhessen
Werner
😆 Da muss ich gleich lachen, lieber Werner, was mein Wort „Erguss“ (und ich als Frau habe dabei nicht an einen Samenerguss gedacht) für eine philosophische Abhandlung ausgelöst hat – klasse!
Ich mache keine verbalen Eiertänze, sondern bin eine Frau der deutlichen Worte 🙂 . Da kann dir noch etwas blühen 😉 .
Eisige Ostwindgrüße aus dem Berliner Randgebiet,
Anna-Lena
Ja, liebe Anna-Lena: darauf freue ich mich schon!
Ein wahrhaft bunter Strauss, bunt, überbunt, prall, aus-ufernd 🙂
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Das „aus-ufernd“ nehme ich als besonderes Kompliment, denn darauf kommt es mir schon an, um be-merkt zu werden. LG Werner
https://polldaddy.com/js/rating/rating.jstoll! ⭐
Danke für Deinen Stern! Ich hoffe, dass wir beide weiterhin lesenswerte Beiträge anbieten können! LG Werner
Das wünsche ich mir auch! 👍
Ich lese zwischen deinen Worten und und wandere zwischen meinen Gedanken hin und her. Das gefällt mir.
Grüße
Barbara Hauser
Es ist schön, wenn meine Zeilen Dich ansprechen und Du so hin und her pendeln kannst!
Danke, liebe Barbara!
P.S.
aus den Rückmeldungen sehe ich, dass sich alles auf den Beitrag „besinnlich“ bezieht, dabei gibt es noch 11 andere, die man links oben in der Ecke aufklicken kann. Da ist bestimmt auch etwas für Dich dabei!
Ob es anderen Lesern Deines Blogs genau so geht wie mir?
Für mich war (ist) es … zeitaufwendig, die Möglichkeit zum Kommentieren zu finden. *lächel*
Aber Dein Blog ist wirklich interessant !
Lieber Herr Kastens,
ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für Ihre profunde, kenntnisreiche Rezension zu „Herzweise. 100 Gedichte der Gegenwart“ bedanken, welche ich soeben lesen durfte. Ihre Ausführungen werden dem lyrischen Konzept hinter dem Sammelband mehr als gerecht. Für einen Autor sind derlei Worte eine besondere Auszeichnung. Sie stellen eine Genugtuung dar, jedoch nicht, ohne zugleich ein gesundes Maß Ansporn zu implizieren. Ich freue mich darauf, Ihre wache, kritische Stimme auch in Zukunft zu vernehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Ángel María Perezáno
Ja, schreiben Sie nur fleißig weiter in diesem gelungenen Verbund!
LG Werner Kastens