Inspiriert durch die Gedichte „Tod des Erzählers“ und „Ichs“ aus dem neuen Gedichtband von Lenka Kerler „Das muss dieses Leben sein“:

Wurmloch
Bin ich du
weil du mich schreibst?
du hast mich erschaffen,
ohne mich zu fragen,
oder hast du dich nur selbst
abgeschrieben?
Hör auf
Ich will nicht mehr
dein Ich sein!
Ich will selbst entscheiden
wann und wie ich glänze
oder mich ausradiere.
Schwamm drüber.
Jetzt!
Irgendwann
darfst du Asche
in meine Spuren streuen.


Dies ist eine Aktion, die von Katha kritzelt ins Leben gerufen wurde. Jeden Dienstag wird ein selbst-geschriebenes Gedicht veröffentlicht.
Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen.
Mit von der Partie sind auch:
Stachelbeermond
Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin
L wie

Beeindruckend auf Metaebene geschrieben .
Was ich darstellen wollte ist die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf. D.h. es geht im Grunde um Identität, Autonomie und schöpferische Macht. Wobei das Wurmloch quasi die Verbindung zwischen den verschiedenen Interessen-Welten ist, dargestellt anhand der aufmüpfigen Text-Figur gegen seinen Autor. Das kann man natürlich auch auf andere Beziehungen umlegen.
Ob das „Asche streuen“ am Ende die Möglichkeit einer Versöhnung öffnet oder ein Abschied bedeutet, habe ich mal offen gelassen. Und regt vielleicht zu weiterem Nachdenken an.
So habe ich es absolut nicht verstanden. Es gibt aber nach deiner Erklärung Sinn.
Ich mag dieses Gefühl der Mündigkeit. Das ist nicht die Rolle, die sich die Kirche vorstellt.
ja, Kirche wäre eine Beziehung, war aber nicht primär von mir angedacht. Irgendwie geht es ja auch um die Frage der Freiheit: darf ein Autor (oder ein Gott bzw. seine Stellvertreter) seiner „Figur“ etwas in den Mund legen, was er/sie selbst nicht sagen würden?
Offensichtlich 😁
Ich mag die aufmüpfige Figur. Wenn sie so ein Eigenleben entwickeln, sind sie mündig, oder? 😊
Mündig oder verzweifelt, zumindest aber entschlossen.
Da könnten höchst interessante Geschichten entstehen… siehe Tintenherz.
Ja, oder Momo, wo man die Figuren nicht herausliest sondern in die Geschichte als Leser eintaucht.
Jaaaa. Das war ein wirklich ganz wunderbares Buch, das nichts verloren hat, als ich es als Erwachsene noch einmal gelesen habe.
Kinder müssen sich auch irgendwann von den Eltern lösen, egal ob Kopie oder nicht.
Eltern, die sich Kopien in ihren Kindern verschaffen: brrrr, das schauert mich.