Der Dienstag Dichtet – Wurmloch


Inspiriert durch die Gedichte „Tod des Erzählers“ und „Ichs“ aus dem neuen Gedichtband von Lenka Kerler „Das muss dieses Leben sein“:

Bild von Nanne Tiggelman auf Pixabay

Wurmloch

 

Bin ich du

weil du mich schreibst?

du hast mich erschaffen,

ohne mich zu fragen,

oder hast du dich nur selbst

abgeschrieben?

Hör auf

Ich will nicht mehr

dein Ich sein!

Ich will selbst entscheiden

wann und wie ich glänze

oder mich ausradiere.

Schwamm drüber.

Jetzt!

 

Irgendwann

darfst du Asche

in meine Spuren streuen.


Dies ist eine Aktion, die von Katha kritzelt ins Leben gerufen wurde. Jeden Dienstag wird ein selbst-geschriebenes Gedicht veröffentlicht.
Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen.
 
Mit von der Partie sind auch:

Stachelbeermond
Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin
L wie

 

12 Comments

    1. Was ich darstellen wollte ist die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf. D.h. es geht im Grunde um Identität, Autonomie und schöpferische Macht. Wobei das Wurmloch quasi die Verbindung zwischen den verschiedenen Interessen-Welten ist,  dargestellt anhand der aufmüpfigen Text-Figur gegen seinen Autor. Das kann man natürlich auch auf andere Beziehungen umlegen.

      Ob das „Asche streuen“ am Ende die Möglichkeit einer Versöhnung öffnet oder ein Abschied bedeutet, habe ich mal offen gelassen. Und regt vielleicht zu weiterem Nachdenken an.

      1. So habe ich es absolut nicht verstanden. Es gibt aber nach deiner Erklärung Sinn.
        Ich mag dieses Gefühl der Mündigkeit. Das ist nicht die Rolle, die sich die Kirche vorstellt.

        1. ja, Kirche wäre eine Beziehung, war aber nicht primär von mir angedacht. Irgendwie geht es ja auch um die Frage der Freiheit: darf ein Autor (oder ein Gott bzw. seine Stellvertreter) seiner „Figur“ etwas in den Mund legen, was er/sie selbst nicht sagen würden?

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