
Wie ein Furz auf der Gardinenstange
Du wirst in eine Welt geboren
wie ein Furz in eine kalte Küche:
mit angewinkelten Beinen.
Blutverschmiert hängst du
an einem kapillaren Strang,
der dir Leben zugeführt hat.
Ein Schnitt und du bist frei
und plötzlich Individuum,
mit Rechten und Pflichten.
Und sie kneten dich zurecht,
umhüllen dich mit Stoff:
gute Worte schnüren dich ein
und gute Wünsche stärken dir
nicht wirklich das Rückgrat.
Irgendwann kannst du ohne
Stütze laufen und merkst:
sie brauchen dich als
Konsumenten ihrer Waren,
als Statist für ihren Erfolg,
als Stütze im Alter
und Drucker ihrer Rente.
Und gar, um mit blanker Brust
ihre Zechen zu bezahlen.
Hock dich endlich auf die Leiter
und sage: jetzt scheiß ich drauf!
Und frage dich:
wäre ein Leben ohne Illusionen
lebenswerter gewesen?
Und Loriot flüstert dir zu:
Ein Leben ohne Illusion ist möglich,
aber sinnlos.

Dies ist eine Aktion, die von Katha kritzelt ins Leben gerufen wurde. Jeden Dienstag wird ein selbst-geschriebenes Gedicht veröffentlicht.
Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen.
Mit von der Partie sind auch:
Stachelbeermond
Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin
L wie

Loriot hat sogar so noch recht. 😅 Ich mag deine krassen Gedichte. 😇
Danke, und ich mag Deine verschachtelten und hintergründige Gedichte.
Mit den „krassen“ Texten möchte ich halt ein wenig aufrütteln und die Illusionen , die uns begleiten aufdecken: die Illusion von Freiheit, von Sinn, von Selbstbestimmung. Aber es soll auch ein Anstoss sein zur Befreiung – nicht durch Zerstörung, sondern durch Erkenntnis.
Und die Abwandlung von Loriot vielleicht die Erkenntnis, dass Illusionen nicht das Problem sind – sondern die Frage, welche wir wählen.
Sehr krass, allerdings, aber gut. Von allen Illusionen kann man sich vermutlich nicht befreien, aber von einigen schon.
Das ist wohl die einzige Freiheit, die wir wirklich haben, so scheint mir.
Das Leben, dass kein Spaziergang ist – eher ein Wettlauf …
…. zu einem vermeintlichen Ziel.