ABC-Etüden 10-14.24 – Zeitlupe

Zeitlupe

 

Klopf, Klopf.

„Hallo, hier spricht die Polizei. Sind wir hier richtig bei Claudia Ivone? Können Sie uns bitte mal kurz die Tür öffnen?“

„Ach, Sie sind gerade beim Abendbrot. Entschuldigung, Frau Ivone. Da wollen wir nicht stören. Essen Sie in Ruhe zu Ende. Wir schieben schon mal unsere Dienstausweise unter der Tür durch, damit Sie sich vergewissern können, dass wir wirklich von der Polizei sind, mein Kollege aus Hannover und ich von der Berliner Polizei. Und nichts für ungut, Frau Ivone. Wir sind lediglich auf der Suche nach Daniela Klette. Sie wissen schon, die RFA-Terroristin, die seit über 30 Jahren heimatlos flüchtig ist und sich dadurch auszeichnet, dass sie eine verdammt gute Tarnung angenommen hat. Wir haben jedoch unter der Hand Informationen zugespielt bekommen, dass Sie das vielleicht sind und hier unter falschem Namen leben? Das wollen wir, wie gesagt, nur kurz mal überprüfen.“

„Was hat sie da eben gemurmelt? Ich habe das nicht verstanden, Du Kollege?“

„Nee, auch nicht genau, aber ich interpretiere das mal als Zustimmung. OK?“

„OK, dann sag ich ihr, dass wir morgen früh um 9:00 Uhr wieder vorbeikommen, um sie festzunehmen.“

„OK.“

„Also hören Sie Frau Klette. Mein Kollege und ich haben uns eben geeinigt, dass wir heute dann nicht so viel Aufhebens von der Sache machen und doch lieber morgen früh wieder vorbeikommen, um Sie festzunehmen. Ist das OK für Sie? Sie können dann ja in Ruhe schon mal Ihre Sachen packen und Ihre Freunde anrufen, dass Sie jetzt mal eine Zeitlang weg sein werden. Die vom Staatsschutz können dann morgen alles zügig abwickeln, die haben ja doch einen weiten Weg zurück nach Hannover und möchten natürlich früh weg, um selbst auch bei der Pressekonferenz dabei sein zu können, wo die Leitende Staatsanwältin den grandiosen Fahndungserfolg bekanntgeben will. Also dann bis morgen, Frau Klette!“

 

(300 Worte)